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Johann Walter der Ältere (1603–1676/7). Früchte, Nüsse, Tomate, ein Vogel (Tangara fastuosa) und eine Spinne, aus dem Florilegium des Grafen von Nassau-Idstein, Idstein und Straßburg, 1662. Deckfarben auf Pergament, 42 x 29 cm. Bibliothèque Nationale, Paris. Foto: Bibliothèque nationale de France

Maria Sibylla Merian und die Tradition des Blumenbildes



11.10.17 - 14.01.18

Städel Museum Frankfurt am Main

Maria Sibylla Merian (1647–1717) zählt sowohl zu den bedeutendsten Naturforscherinnen als auch zu den namhaftesten Künstlerinnen ihrer Zeit. 2017 jährte sich der Todestag der gebürtigen Frankfurterin zum 300. Mal. Aus diesem Anlass präsentiert das Städel Museum Frankfurt am Main die Kunstausstellung „Maria Sibylla Merian und die Tradition des Blumenbildes“. Zu sehen ist die faszinierende und filigrane Welt der Blumen- und Pflanzendarstellung in Zeichnungen und Druckgrafiken des 15. bis 18. Jahrhunderts. Die in Zusammenarbeit mit dem Kupferstichkabinett der Staatlichen Museen zu Berlin und der Technischen Universität Berlin entwickelte Ausstellung zeigt bedeutende Werke Maria Sibylla Merians gerahmt von Blumendarstellungen ihrer Vorläufer, Zeitgenossen und Nachfolger, darunter der berühmte Hortus Eystettensis des Nürnberger Apothekers Basilius Besler (1561–1629), Ornamentstiche von Martin Schongauer (ca. 1445–1491), Apothekerbücher aus dem 15. und 16. Jahrhundert, Pflanzenstudien aus dem Umkreis von Albrecht Dürer sowie Naturstudien von Georg Flegel (1566–1638) und Georg Hoefnagel (1542–1600/01) aus der Zeit um 1600. Darüber hinaus sind unter anderem Blumenzeichnungen von Bartholomäus Braun sowie Blumenkompositionen von Barbara Regina Dietzsch (1706–1783) und ihrem Umkreis aus dem 18. Jahrhundert zu sehen. „Maria Sibylla Merian und die Tradition des Blumenbildes“ präsentiert insgesamt über 150 Werke, neben Blättern aus den Sammlungen des Städel und des Kupferstichkabinetts auch wertvolle Leihgaben aus der Bibliothèque Nationale in Paris, der Sächsischen Landes- und Universitätsbibliothek in Dresden, der Staatsbibliothek zu Berlin sowie der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg in Frankfurt.


„Maria Sibylla Merian und die Tradition des Blumenbildes“ zeigt künstlerische Vorläufer Merians, an die sie anknüpfte, stellt jedoch gleichermaßen heraus, was Merians Eigenständigkeit ausmacht und in welche Richtungen sich das Blumenbild nach ihr und unter ihrem Einfluss entwickelte. Die Schau setzt deutlich vor Merians Zeit an und beginnt mit einer großen Auswahl floraler Darstellungen in Buchmalereien, Frühdrucken, Kupferstichen und Holzschnittillustrationen in Kräuter- und Apothekerbüchern des 15. Jahrhunderts. Mit seinen frühen Blumenbildern griff Georg Flegel (1566–1638) die wegweisende und auf Naturstudien basierende Darstellungstradition Albrecht Dürers (1471–1528) und Umkreis auf, entwickelte diese weiter und beeinflusste dadurch auch seinen Schüler Jacob Marrel, Merians Stiefvater. Die ebenfalls zur Zeit Flegels entstandenen emblematischen Blumen- und Insektenbilder des aus Antwerpen stammenden und zeitweilig in Frankfurt lebenden Georg Hoefnagel (1542–1600/01) wurden von dessen Sohn Jacob Hoefnagel (1573–1632/35) in delikaten Kupferstichen publiziert und damit einem größeren Kreis von Interessenten und Künstlern zugänglich gemacht. Ein Gegengewicht zu den kleinformatigen Kunstwerken der Hoefnagels bildet die wohl anspruchsvollste Publikation dieser Zeit, der 1613 veröffentlichte Hortus Eystettensis des Nürnberger Apothekers Basilius Besler (1561–1629). Dieses Buch wurde zum Vorbild zahlreicher Florilegien. Mithilfe solcher Handbücher konnten Gartenbesitzer den Reichtum und die botanische Qualität ihrer Blumensammlungen überdauern lassen. Gärten und wertvolle Pflanzen waren insbesondere im 17. Jahrhundert ein kostbares Gut, davon zeugen nicht zuletzt Florilegien aus dieser Zeit mit prachtvollen Deckfarbenzeichnungen auf Pergament oder als exklusive Drucke mit kolorierten Kupferstichen im Großformat. Das neben zwei weiteren Beispielen – eines davon mit Blumenporträts des Florilegienmalers Bartholomäus Braun (ca. 1626–1684) – gezeigte mehrbändige, zwischen 1651 und 1664 von Johann Walter d. Ä. (1603–1676/77) geschaffene Florilegium des Grafen Johannes von Nassau-Idstein (1603–1677) nimmt eine Sonderstellung in der Schau ein. Ein kleinerer Teil dieses Blumenbuchs, der seit Langem bekannt ist und in der Vergangenheit bereits ausführlich aufgearbeitet wurde, befindet sich im Besitz der Pariser Bibliothèque Nationale. Zwei weitere Alben wurden hingegen erst vor wenigen Jahren in der Städel Bibliothek wiederentdeckt, der sie bei der Inventarisierung Mitte des 19. Jahrhunderts zugeordnet worden und wo sie seitdem gelagert waren. Die zwei prachtvollen Exemplare sind in ihren mit rotem Samt bezogenen und mit feuervergoldeten Beschlägen versehenen Originaleinbänden erhalten und waren die erste Erwerbung für die Städelsche Sammlung an Zeichnungen. Sie werden in der Ausstellung erstmalig der Öffentlichkeit präsentiert und im Begleitkatalog publiziert. Den Mittelpunkt der Schau bildet Maria Sibylla Merian mit einer Gruppe sehr seltener Frühwerke, erweitert um Arbeiten, die in unmittelbarem Zusammenhang mit ihren wissenschaftlichen Publikationen wie den Blumenbüchern und dem Raupenbuch stehen. Zur Entstehung der kostbaren Deckfarbenzeichnungen auf Pergament aus dem Raupenbuch, die sich in der Sammlung des Städel Museum befinden, werden neue Erkenntnisse dargelegt. Die Ausstellung präsentiert zudem einige Arbeiten, deren traditionelle Zuschreibung an Maria Sibylla Merian in jüngerer Zeit infrage gestellt oder widerlegt worden ist. Sie verweisen auf die Tatsache, dass das Gesamtwerk der Künstlerin bis heute nicht umfassend kritisch erforscht ist. Auf Merian folgt die künstlerische Blumendarstellung des 18. Jahrhunderts, vertreten durch die Nürnberger Künstlerfamilie Dietzsch mit ihrer wichtigsten Vertreterin Barbara Regina Dietzsch (1706–1783). Abschließend wird sowohl ein Ausblick auf die Einbindung von Pflanzendarstellungen in die Landschaftsmalerei als auch auf die Verselbstständigung naturkundlicher Details in den Studienblättern der deutschen Frühromantik geboten.



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Städel Museum Frankfurt am Main
Schaumainkai 63
60596 Frankfurt am Main

Tel +49 (0) 69 / 605 09 80
Fax +49 (0) 69 / 605 09 81 11
Städel Museum Frankfurt am Main
www.staedelmuseum.de
info@staedelmuseum.de



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