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Anlässlich des 90. Geburtstages von Wolfgang Mattheuer (1927–2004) zeigen die Kunstsammlungen Chemnitz am Theaterplatz vom 2. April bis zum 25. Juni 2017 Druckgrafiken des Künstlers. Dank der großzügigen Schenkung des Chemnitzer Sammlers Hartmut Koch im Jahr 2002 besitzen die Kunstsammlungen Chemnitz das vollständige druckgrafische Werk von Wolfgang Mattheuer. Mit einer Auswahl von etwa 70 Werken aus den Jahren 1956 bis 2002 gibt die Ausstellung einen exemplarischen Überblick über sein vielseitiges druckgrafisches Schaffen.
Wolfgang Mattheuer gilt als kritischer Beobachter und Protokollant individueller Zustände und gesellschaftlicher Prozesse seiner Gegenwart. Dabei bediente er sich einer Vielzahl von Symbolen, verarbeitete Themen und Motive der antiken Mythologie und biblische Gleichnisse, um die Vielschichtigkeit und Komplexität des Lebens und der gesellschaftlichen Wirklichkeit widerzuspiegeln. Flügelpaare sind eine häufig in Mattheuers Werk anzutreffende Metapher für Hoffnung und Versagen, für Aufstieg und Absturz, für Freiheit, Weite, Abenteuerlust und Gefahr. Sie lassen an den Ikarus-Mythos denken, der den Künstler lebenslang beschäftigte und von ihm ambivalent bewertet wurde. Im Holzschnitt „Und die Flügel ziehen himmelwärts“ entschweben die Flügel losgelöst vom Körper, der leblos auf der Erde zurückbleibt. Auch über den auf einer Insel gefangenen Personen im Linolstich „Was nun?“ erscheint ein Flügelpaar. Ein weiteres Hauptthema in Mattheuers Werk ist die Landschaft. Der Blick aus dem Fenster – häufig in Verbindung mit Staffelei oder Arbeitstisch – war ein oft gewähltes Motiv, das die intime Heimstatt des Künstlers mit der äußeren Wirklichkeit und Weite verband. Im grafischen Schaffen Mattheuers dominierte die klare und eingängige Formensprache des Schwarz-Weiß-Druckes. Doch gab es auch früh schon Versuche des Künstlers, seine Grafiken farbig zu akzentuieren. Neben den farbig gedruckten Holzschnitten gestaltete Mattheuer Schwarz-Weiß-Drucke später mit farbiger Kreide. Von 1969 bis 1975 entstand ein Dutzend Motive in der Technik des mehrfarbigen Siebdruckes, das sich in der Farbigkeit deutlich vom übrigen grafischen Œuvre abhebt. Die Anregungen zu diesen Darstellungen stammten aus der unmittelbaren Umgebung und dem Leben des Künstlers: das erste Grün im Blumentopf auf dem Fensterbrett oder der Blick aus dem Fenster auf eine mondbeschienene Stadtlandschaft. Mattheuer bereitete viele seiner großformatigen Gemälde in grafischen Blättern vor. Im Prozess der Entwicklung, Verdichtung und Intensivierung des Sinngehaltes einer Bildidee spielte die Druckgrafik eine wichtige Rolle. Der am 7. April 1927 in Reichenbach im sächsischen Vogtland geborene Wolfgang Mattheuer absolvierte zunächst eine Lithografenlehre. 1947 bis 1951 studierte er Grafik an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig und lehrte dort von 1953 bis 1974. Danach arbeitete er als freischaffender Künstler. Seit den siebziger Jahren war Mattheuer auch über die Grenzen der DDR hinaus bekannt. So erwarb die Kunsthalle Hamburg 1974 das Gemälde „Alter Genosse am Zaun“, 1977 nahm er an der documenta in Kassel teil und war 1984 auf der Biennale in Venedig vertreten. Seine Werke sind heute in den großen Museen in und außerhalb Deutschlands präsent. Am Morgen seines 77. Geburtstages verstarb Mattheuer 2004 in Leipzig. In den Kunstsammlungen Chemnitz fanden bereits einige große Mattheuer-Ausstellungen statt: 1997 eine Grafikretrospektive zum 70. Geburtstag des Künstlers, 2002 eine Retrospektive der Gemälde, Zeichnungen und Plastiken anlässlich des 75. Geburtstages, 2008 eine Ausstellung der Zeichnungen sowie 2010 eine Präsentation von Zeichnungen, Gemälden und Grafik. 2010 erschien der Bestandskatalog der Sammlung Hartmut Koch, die mehr als 860 Holz- und Linolschnitte, Lithografien, Radierungen und Siebdrucke umfasst. Abb.: Wolfgang Mattheuer Erstes Grün, 1974 Farbsiebdruck, 67,8 x 48,5 cm Kunstsammlungen Chemnitz Foto: Kunstsammlungen Chemnitz/László Tóth © VG Bild-Kunst, Bonn 2017
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Sonntag | 11:00:00 | - | 18:00:00 |
Kunstsammlungen Chemnitz
Theaterplatz 1
09111 Chemnitz
Tel | +49 (0) 371 / 48 84 424 |