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Die Fotografie der Zwischenkriegsjahre in Paris wurde durch zwei bedeutende avantgardistische Strömungen geprägt: den Surrealismus und das Neue Sehen. Die einschlägigen Arbeiten von Man Ray, Brassaï, Florence Henri, André Kertész und Germaine Krull sind gleichsam zum Inbegriff der Stadt um 1930 geworden. Aber auch abseits der großen Namen ist die Fotografie dieser Jahre von einer Vielzahl eigenständiger Positionen gekennzeichnet – ein Umstand, der den einflussreichen zeitgenössischen Kunstkritiker Waldemar George von einem »goldenen Zeitalter der Fotografie« sprechen ließ.
Die Fotografie war in den späten 1920er Jahren zum unbestrittenen Leitmedium geworden, dem zugetraut wurde, die Wahrnehmung der Welt von Grund auf zu reformieren. Fotografische Bilder bestimmten den Alltag, von privaten Schnappschüssen über den Bildjournalismus, die großen Illustrierten und das fotografisch illustrierte Buch bis hin zur Reklame- und Modefotografie. Zugleich erhielt die Fotografie in diesen Jahren erstmals den Status einer gleichberechtigten Gattung der bildenden Künste. Technische Neuerungen wie die Einführung der Kleinbildkamera und lichtstärkerer Objektive eröffneten ungekannte Möglichkeiten, welche die kühnen Perspektiven des Neuen Sehens und die Nahund Nachtaufnahmen der Surrealisten überhaupt erst ermöglichten. Zugleich waren die 1920er und 1930er Jahre eine Hochzeit fotografischer Experimente: hinsichtlich der Erschließung neuer Motive wie auch aller erdenklicher Formen der Manipulation (Mehrfachbelichtungen, Unschärfe, Solarisationen, Fotomontagen) und der Wiederentdeckung des Fotogramms. Neben dem Bemühen um größte Sachlichkeit begegnet uns der ambivalente Blick der Surrealisten. Und neben zusehends perfekten Inszenierungen in der Mode-, Werbe- und Porträtfotografie wird die Kamera auch dazu eingesetzt, gesellschaftliche Schattenseiten zu dokumentieren. Die Fotografie der Zwischenkriegsjahre ist in einem zuvor ungekannten Maße von Frauen geprägt. Zugleich wäre die Situation in Paris nicht dieselbe ohne den Einfluss der vielen ausländischen Fotograf:innen – seien es politische Flüchtlinge oder freiwillige Migranten, welche die Hauptstadt der Künste, geprägt von ihrem liberalen, weltoffenen Klima, aufsuchten. Sie alle trugen ihren Teil zur Fotografie in Paris um 1930 bei. Die Ausstellung wurde kuratiert von dem Fotohistoriker und Publizisten Philipp Freytag. Begleitend erscheint im Sandstein Verlag ein Katalog mit Beiträgen internationaler Fachleute. Begleitend werden in der Ausstellung Das Leben der Formen ausgewählte Fotografien von Albert Renger-Patzsch, Friedrich Seidenstücker und Piet Zwart aus der Sammlung Lange und dem historischen Bestand der Kunstsammlungen Chemnitz präsentiert. Die Objektaufnahmen, Straßenszenen und Architekturansichten vermitteln einen anschaulichen Eindruck von der Bildsprache der Neuen Sachlichkeit, die durch ein starkes Formbewusstsein geprägt ist. So entsteht ein spannungsvoller Dialog mit den Exponaten der Ausstellung Paris 1930.
Montag | Geschlossen | |||||
Dienstag | 11:00:00 | - | 18:00:00 | |||
Mittwoch | 11:00:00 | - | 18:00:00 | |||
Donnerstag | 11:00:00 | - | 18:00:00 | |||
Freitag | 11:00:00 | - | 18:00:00 | |||
Samstag | 11:00:00 | - | 18:00:00 | |||
Sonntag | 11:00:00 | - | 18:00:00 |
Kunstsammlungen Chemnitz
Theaterplatz 1
09111 Chemnitz
Tel | +49 (0) 371 / 48 84 424 |